dunstig

dunstig
Dunst:
Mhd. dunst, tunst »Dampf, Dunst«, ahd. tun‹i›st »Sturm« geht wie mnd. dust, dūst »‹Mehl›staub« und engl. dust »Staub« auf ein westgerm. Substantiv zurück, das wahrscheinlich »Staub, Staubwind« bedeutete. Die Bedeutungen »Staub« und »Dampf« sind auch heute nicht scharf getrennt: nhd. Dunst bezeichnet nicht nur eine Lufttrübung, sondern fachsprachlich auch eine feine Mehlsorte. Diese Beziehung auf die Umnebelung der Sinne, des Verstandes zeigen auch die mit »Dunst« nahe verwandten unter dösen, Dusel und 2 Tor »Dummkopf« behandelten germ. Wörter. Andere dagegen, z. B. Tier und aslaw. duša »Atem«, enthalten ursprünglich die Bedeutung »hauchen, atmen; Lebewesen«. Der ganzen Gruppe liegt eine s-Erweiterung der idg. Wurzel *dheu-, *dheu̯ə- »stieben, wirbeln, blasen; rauchen, dampfen; in heftiger Bewegung sein« zugrunde. Diese Wurzel ist, vielfach erweitert und weitergebildet, in den meisten idg. Sprachen vertreten (vgl. z. B. aind. dhū-má-ḥ, lat. fumus »Rauch«, griech. thȳmós »Geist, Mut«, ähnlich ahd. toum »Dampf, Rauch« und tūmōn »sich im Kreis drehen«, das nhd. taumeln vorausliegt). Aus dem germ. Sprachbereich gehören hierher die unter Daune (eigentlich »Aufgewirbeltes«), Düne (eigentlich »Aufgeschüttetes«) und 1 Tau »niedergeschlagene Luftfeuchtigkeit« (vgl. auch Duft) behandelten Wörter, weiter die Sippe von toll (eigentlich »getrübt, geistig schwach«). Auch Tod und tot lassen sich als Bildungen zu einem Verb mit der Bedeutung »betäubt werden, hinschwinden« hier anschließen.
Ähnliche Bedeutungen zeigt die Wortgruppe um die erweiterte Wurzelform *dheubh- »rauchen; neblig, verdunkelt« mit den auf Geist und Sinne bezogenen Wörtern taub, toben, dumm. Zu ihr stellt sich wohl auch der Vogelname Taube (nach der dunklen Farbe) und das Substantiv Duft, dessen Bedeutung sich mit der von »Dunst« nahe berührt.
Die erweiterte Wurzelform *dheudh- »durcheinander wirbeln, schütteln« liegt den unter verdutzt »verwirrt« und Dotter (eigentlich »der Zitternde«) behandelten Wörter zugrunde. – Ableitungen von »Dunst« sind: dunsten, dünsten »Dunst verbreiten« (mhd. dunsten, dünsten; erst nhd. gilt »dünsten« für »im Dunst gar machen«), dazu ausdünsten (mhd. ūz̧dunsten) und verdunsten (17. Jh.); dunstig (mhd. dunstec »dampfend«, ahd. dunistīg »stürmisch«). Zus.: Dunstkreis (17. Jh., Lehnübertragung für »Atmosphäre«; jetzt nur noch bildlich gebraucht).

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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  • dunstig — dunstig …   Deutsch Wörterbuch

  • dunstig — Adj. (Oberstufe) voll schlechter Luft, mit Rauch erfüllt Beispiel: Als wir die Kneipe betraten, verschlug es uns fast den Atem, so warm und dunstig war es darin …   Extremes Deutsch

  • Dunstig — Dunstig, er, ste, adj. et adv. mit Dünsten angefüllet, voller Dünste; welches aber wenig vorkommt. So fern Dunst ehedem Sturm, Ungewitter bedeutete, kommen bey dem Notker auch dunestige uuinda für stürmische Winde vor …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • dunstig — feuchtkalt; kühl und feucht; feucht; diesig; beschlagen; dampfig * * * duns|tig [ dʊnstɪç] <Adj.>: durch Dampf oder Nebel trübe: über dem Bodensee ist es dunstig. Syn.: ↑ diesig, ↑ neblig …   Universal-Lexikon

  • dunstig — a) dampfig, diesig, grau, in Dunst gehüllt, milchig, neblig, nicht klar, trübe, verhangen. b) rauchig, verräuchert; (ugs. abwertend): verqualmt. * * * dunstig:trüb[e]·diesig+nebelig·dampfig·wolkig♦dicht:duftig;auch⇨rauchig… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • dunstig — dụns·tig Adj; nicht adv; 1 mit leichtem Nebel, ↑Dunst (1), wobei das Wetter nicht unbedingt schlecht sein muss <meist ein Tag, ein Morgen, (das) Wetter> 2 mit warmer, schlechter, meist rauchiger Luft erfüllt <ein Zimmer, eine Kneipe> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • dunstig — dụns|tig …   Die deutsche Rechtschreibung

  • diesig — feucht; dunstig; beschlagen; dampfig; neblig * * * die|sig [ di:zɪç] <Adj.>: dunstig, nicht klar: diesiges Wetter; es ist heute sehr diesig. * * * die|sig 〈Adj.〉 dunstig, neblig, regnerisch [zu idg. *tem(ə); → Dämmer] * * * die|sig… …   Universal-Lexikon

  • dampfig — feucht; diesig; dunstig; beschlagen * * * dạmp|fig 〈Adj.〉 dunstig, mit Dampf erfüllt * * * dạmp|fig <Adj.>: voll ↑ Dampf (1 a), dunstig: eine e Küche; die Wiesen waren nass und d. * * * dạmp|fig <Adj.>: voll ↑ …   Universal-Lexikon

  • Absinkinversion — Rauchaufstieg in Lochcarron wird durch eine darüber liegende wärmere Luftschicht unterbunden. Eine Inversionswetterlage ist eine Wetterlage, die durch eine Umkehr (Inversion) des vertikalen Temperaturgradienten in der Atmosphäre geprägt ist: Die… …   Deutsch Wikipedia

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